Vielen Dank für die Einführung, für die einführenden Wörter. Ich darf Sie heute an dem schönen Maiabend in die kälteren Regionen dieser Erde führen.
Ich möchte Ihnen dabei insbesondere einen Einblick geben, wie man mit heutiger Satellitentechnologie diese Veränderung messen kann.
Viele von Ihnen, und das wurde ja bereits eingangs angesprochen, kennen sicher Bilder wie diese.
Ein bitemporaler Vergleich von zwei Zeitschnitten, wie sich ein Gletscher in den letzten 50, 100, 150 Jahren verändert hat.
Das ist nicht immer ganz sachlich in der Diskussion, weil sowas zum Teil eben noch Nachwirkungen der letzten kleinen Eiszeit sind, die 1850 stattgefunden hat.
Und wenn man eben gleich einen Glacialen Hochstand, solche Bilder mit der heutigen Situation vergleicht, sieht man natürlich sehr große Änderungen.
Nichtsdestotrotz gibt es die natürlich, und wir können die heutzutage sehr gut messen, auch viel besser messen.
Und genau darüber möchte ich heute berichten.
Ganz zu Beginn möchte ich dabei aber auch noch etwas einführen, worum es bei uns letztendlich geht, welche Aspekte wir auch berücksichtigen
und wieso wir in dieser ganzen Situation auch versuchen, etwas zu differenzieren und die Systeme, die wir betrachten, auch sehr differenziert uns anschauen möchten.
Typisch wie für Alpine-Gletscher kennen Sie das meistens ein Gebiet, ein Bereich des Gletschers, der Massengewinn hat, ein Nährgebiet,
und ein Bereich, wo wir Massenverlust haben, ein Appellationsgebiet, der doch in Gleichgewichtslinie, meistens virtuell auch getrennt ist.
Das kennen die meisten von Ihnen. Für uns spielt Schmelzwasser eine sehr große Rolle, weil es zum einen natürlich beiträgt, oder das Schmelzwasser abführt,
zum anderen verantwortlich ist für die Eisdynamik und uns auch noch Charakteristika im Gletscher Eis letztendlich wiedergibt,
zum Beispiel die Viskosistät, die sich über die Temperatur ändert, und da ist es sehr wichtig, ob ein Gletscher oberflächlich schmilzt oder nicht,
weil er dann eben ein weicheres Eis hat und dementsprechend dynamisch anders reagiert.
Es gibt aber auch Bereiche, die sehr selten Oberfläche schmelzen, haben Gletschertypen, die dann am Untergrund angefroren sind und dementsprechend ganz wenig Dynamik haben,
wie hier zum Beispiel in den Hochanten oberhalb von 6000 Meter, wo dann die Gletscher sehr langsam und sehr zäh viskosig bewegen.
Auch das ist für uns wichtig und interessant, weil auch für unsere Messungen, da komme ich später nochmal drauf,
dass diese Eigenschaften der Temperatur zum Zeiten der Aufnahmen eine Rolle spielen.
Es gibt auch noch andere Typen, gerade wenn wir uns von den Alpen wegbewegen, gibt es sehr große Gletscher, zum Beispiel wie hier in Patagonien,
die in großen Seen kalben oder bis ins Meer kalben. Auch da spielen an der Front ganz andere Prozesse statt,
weil eben solche Eisberge abbrechen in viel größerer Masse, als das letztendlich durch Oberfläche Schmelzen zum Teil passieren kann.
Wenn wir uns das angucken, spielen solche Seen oder letztendlich auch das Meer, sind große Wärmepumpen, weil ich dort mit der Zirkulation viel mehr Energie transportieren kann,
zum Gletscher hin und vom Gletscher wieder weg, sodass ich also dort ganz andere Prozesse an der Zunge habe, die ich mit berücksichtigen muss, wenn ich mir die Systeme angucke.
Wenn ich weiter in den Süden oder in den Norden gehe, dann habe ich noch andere Elemente, die tatsächlich stabilisierend oder schwächend wirken können.
Neben dem Ozean, der eine Rolle spielt, kann der eben auch zum Teil gefroren sein und auch länger gefroren sein.
Und dann habe ich Situationen, dass ich den Gletscher habe und im Vorfeld des Gletschers vor der Gletscherfront eine sogenannte Eismelange,
die sich aus Meereis, also gefrorenem Meerwasser und Eisbergen zusammensetzt.
Diese kann wiederum, wenn sie länger dort ist, die Eisfront stabilisieren und so auch den Gletscher letztendlich mit stabilisieren.
Hinzu kommt noch, dass die Geometrie der Gletscherfront auf das Rückzugsverhalten sehr wohl einen Einfluss hat, sodass nicht jeder Gletscher der gleiche ist.
Wir können noch weiter in den Süden gehen, wo wir dann eben sehr große Eisgebiete, innere Eisgebiete haben, die nochmal eine ganz andere Masse haben, einen ganz anderen massenzeitlichen Massenumsatz haben.
Auch das müssen wir, wenn wir unsere Gläziadensysteme anschauen, mit berücksichtigen. Wann oder wo kommen die Ursachen?
Vieles davon kann man mit Feldforschung erfassen. Das ist sicher für uns Geografen das Schöne daran, dass wir eben aus dem Büro rauskommen können und auch ins Gelände gehen können.
Das ist nicht immer ganz lustig, manchmal macht es auch gar nicht so viel Spaß, aber grundsätzlich glaube ich überwiegen die positiven Aspekte dieser Arbeiten.
Darüber möchte ich aber heute gar nicht unbedingt berichten, letztendlich aber das Erwähnen, dass dort eben Messungen gemacht werden, ohne die wir sonst nicht auskommen.
Aber wir können mittlerweile eben sehr viel vom Satelliten aus machen.
Nach diesen einführenden Bildern möchte ich Ihnen etwas den Kontext aufbereiten, wieso wir das letztendlich untersuchen, was für uns dort wichtig ist.
Ich möchte Ihnen ein paar Aspekte zeigen der Erdbeobachtung, der Satellitenmessung, wie die Messtechnik funktioniert, welche Systeme wir haben, welche Vor- und Nachteile wir dabei haben.
Und dann anhand verschiedener Beispiele darauf eingehen, was wir daraus sehen und welche Relevanz die letztendlich in den verschiedenen Regionen haben.
Und Ihnen mit dem etwas ausführlichen Ausblick unsere Zusammenfassung dann schließen.
Insgesamt kennen Sie alle an der Diskussion des Klimawandels, dass wir natürlich auch hier in der mittleren Breiten Temperaturerhöhung haben.
Wenn wir uns weiter in die Polregionen bewegen, dann wird diese Änderung immer stärker werden, insbesondere in der Arktis.
Man spricht dort von einer sogenannten polaren Verstärkung oder Polar Amplification, die gerade in der Arktis durch die verschiedenen Rückkopplungsprozesse mit dem arktischen Meereis besonders stark ausgeprägt sein wird.
Und jetzt schon so stark ausgeprägt ist, sodass dort einfach im Verhältnis zu unseren Breiten zukünftig auch höhere Temperaturen sein werden.
Und wir wissen, dass dort letztendlich sehr große Eismassen liegen, die darauf reagieren werden.
Ein zweiter Punkt, der eben auch für unsere mittleren Breiten zum Beispiel der Alpenrelevant ist, ist der sogenannte Pea-Quarter-Effekt.
Wenn wir sehen, auf der X-Achse aufgetragen, die Zeit, unten ein Temperatursignal, das gratuierlich in diesem Fall zunimmt.
Dann haben wir auf der oberen Grafik den Abfluss aufgetragen, der durch die Temperaturzunahme von einem Gläzianensystem zunächst mal zunimmt,
bis der Gletscher eine gewisse Größe erreicht hat, also auf eine gewisse Größe geschrumpft ist.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:40:49 Min
Aufnahmedatum
2019-05-27
Hochgeladen am
2019-05-29 07:55:58
Sprache
de-DE
Gletscher werden häufig als Indikatoren für klimatische Änderungen herangezogen. Dabei ist es jedoch auch wichtig, die zugrundeliegenden Prozesse und Mechanismen zu verstehen und die zeitliche Dimension der Änderungen im Blick zu behalten. Matthias Braun zeigt in seinem Vortrag die neuesten Erkenntnisse aus der Auswertung von Satellitendaten zu Gletscheränderungen in verschiedenen Regionen unserer Erde. Die Ergebnisse ermöglichen regionale bis kontinentale Aussagen zu den Flächen-, aber auch zu Volumen- und Massenänderungen der Gletscher. Neben diesen aktuellen Bezügen ermöglichen Analysen der Zeitreihen solcher Daten aber auch bessere Einblicke in den eigentlichen Ablauf der Prozesse. Matthias Braun ordnet diese Arbeiten auch in den größeren globalen Kontext und die aktuelle Diskussion zum Klimawandel ein.